FDF DachNews - Ausgabe 3/2017

Das Dach der Kirche Heilige Familie in Köln Dünnwald-Höhenhaus musste kom- plett saniert werden, nachdem im Sommer 2016 dort Feuchtigkeitsschäden festgestellt wurden. Bis März 2017 musste das rege Gemeindeleben umorganisiert werden: Die Bleieindeckung war im Bereich einer außer- gewöhnlichen Kronenkonstruktion an zahl- reichen Stellen korrodiert. Die eindringende Feuchtigkeit drohte der gesamten Kon- struktion zu schaden. Das Gebäude aus dem Jahr 1955 war ursprüng- lich mit einem einfachen Spitzdach ausgestat- tet. Dieses wurde jedoch schon fünf Jahre spä- ter, im Jahr 1960, durch eine ästhetisch und konstruktiv anspruchsvolle Krone ersetzt. Eine außergewöhnliche Konstruktion, denn die knapp 100 Quadratmeter große Dachfläche gliedert sich seitdem in 24 unterschiedlich geformte Segmente, die verschiedene Nei- gungswinkel und Gefällerichtungen aufweisen. Kehlen, Grate und Firste wechseln sich ab. Am zentralen Zeltdach sind die Flächen nur schwach geneigt, die daran anschließenden dreieckigen Flächen fallen steil ab und die dop- pelten Kronenfalten an den vier Ecken neigen sich jeweils mit einem Winkel von etwa 26 Grad aneinander. „Die Faltdachkonstruktion der Pfarrkirche Zur Heiligen Familie ist eine Form, die mit Ziegeln oder anderen starren Materialien nur schwer dicht einzudecken ist“, sagt Peter Altgassen, der verantwortliche Architekt. Deshalb sei formbares Metall das Material der Wahl. Entsprechend wurde die Krone bei der letzten Dachsanierung im Jahr 1989 in Blei eingedeckt. Neuer Anstrich zeigte Feuchtigkeit Im Jahr 2016 sollte der Innenraum der Kirche einen neuen Anstrich erhalten. Als das Gerüst stand, fielen an der Decke im Altarbereich Feuchtigkeitsflecken auf. Ein Gutachten stufte das Dach als „sanierungsbedürftig“ ein. Bei der Untersuchung hatte sich herausgestellt, dass zurückzuführen“, sagt Peter Altgassen. „Bei der Sanierung haben wir dieses Einfallstor für zer- setzende Feuchtigkeit von unten nun endgültig geschlossen: Um der aufsteigenden Feuchtig- keit einen Riegel vorzuschieben, wurde in der Unterkonstruktion nicht nur eine Dampfbremse eingezogen, sondern auch ein spezielles Blei- produkt gewählt: Bleche, die von unten verzinnt sind“, so Altgassen. Das alte Dach bestand aus Blei und war mit dieser Ästhetik im Bewusst- sein der Menschen verankert, sodass auch die neue Eindeckung wieder aus Blei gefertigt wur- de - diesmal allerdings spezielles Kirchenblei aus dem Hause Röhr + Stolberg mit einer ver- zinnten Unterseite. Der entscheidende Vorteil des Materials ist sei- ne unübertroffene Langlebigkeit. Seine einzig- artige Kaltformbarkeit erlaubt es dem Hand- werker, die nötigen Bleche direkt am Objekt Vogel insgesamt 200 Quadratmeter rückseitig verzinntes Kirchenblei von Röhr + Stolberg in 2,5 und 3 Millimeter Dicke. Zunächst wurde eine zusätzliche neue Holzver- schalung auf der Dachfläche angebracht mit breiten Aussparungen im Bereich der Kehlen für einen vertieften Wasserlauf. Hier wurden die Schare in die Vertiefung geformt und die seitliche Auflage mit Kupferhaften an der Unterlage befestigt. Auf eine Hinterlüftungs- ebene wurde verzichtet. Dafür wurde der Kir- chenraum von innen gedämmt und mit einer Dampfbremse versehen, damit die aufsteigen- de Feuchtigkeit nicht erneuten Schaden an der Dachhaut anrichtet. Für die Hohlwulstdeckung kamen 73 Zentimeter breite Kirchenbleischa- ren zum Einsatz, deren Längen aufgrund der segmentierten Dachfläche stark variierten, höchstens jedoch 150 Zentimeter betrugen. Wegen der verschiedenen Abmessungen der einzelnen Segmente wurden viele Bleche benötigt, die mit sehr großzügigen Überde- ckungen angebracht worden sind, um das Ein- dringen von Feuchtigkeit zu verhindern. Die Bleche wurden an ihrer Oberkante mit Edel- stahlnägeln und Kupferhaften direkt auf der Holzschalung befestigt. Für die Ausbildung der Hohlwulste wurden ihre seitlichen Ränder anschließend imVerhält- nis von etwa 75 zu 100 Millimeter gegeneinan- der aufgekantet, anschließend die höhere Auf- kantung mit einem Klopfholz um die niedrige- re herumgeschlagen. Im nächsten Schritt wurde der Falz noch ein- mal rund umgeformt und zwar so, dass der zweite Umschlag mindestens das Zehnfache der Materialdicke beträgt, um genügend Raum für thermische Dehnung zu lassen - im aktu- ellen Beispiel also 25 Millimeter. Die Unter- kante der Schare wurde indirekt befestigt, sodass eine Ausdehnung möglich ist: per ein- gehängtem Querstoß mit durchlaufend gena- geltem Haftstreifen. Diese Art der Befestigung ist besonders in windexponierten Lagen zu bevorzugen. Auf dem First wurde ein runder Holzkern befestigt, gegen den die obersten Schare aufgekantet wurde. Die Abdeckung wurde der Firstholzform angepasst. Hafte in der Mitte jeder Schar halten sie in Position. Die Wulstsattel wurden aufgeschweißt. Für den seitlichen Abschluss der Dachfläche wurde eine Ortgangsleiste angebracht. Daran wurden die auslaufenden Schare herumgeformt und mit Kupferhaften befestigt. Zuletzt wurden die Firstkappen mit der speziell dafür angefer- tigten Klopfform zunächst vorgeformt und anschließend angeschweißt. Die neue Kronen- eindeckung aus Kirchenblei geht nun wieder nahtlos in die bestehende Bleifassade über. Kirchen-Dachsanierung in Köln Neue Krone aus Kirchenblei die normale Feuchtigkeit aus dem Kirchen- raum ungehindert durch die Unterkonstruktion diffundiert und an der Unterseite der Einde- ckung kondensiert war. Als verantwortliche Schwachstellen entpuppten sich die Nagellö- cher in den Bitumenbahnen. Dort war die Feuchtigkeit eingedrungen und hatte sich um die Nagelstellen gelegt. Mit der Zeit hatten sich so unzählige Korrosionsschäden im Bleidach entwickelt, die mitunter die Größe von Zwei- euromünzen hatten. Zwar stellte sich bei der aktuellen Sanierung auch heraus, dass die alte Eindeckung recht knappe Überdeckungen der einzelnen Schare aufwies, diese waren aber nicht verantwortlich für die Schäden. Ungewöhnliche Korrosionsursache „Dieser Schaden ist ungewöhnlich, weil die Feuchtigkeit einen sehr speziellenWeg zur Ein- deckung genommen hat. Er ist weder für Gebäude dieses Alters typisch, noch auf klassi- sche Verarbeitungsfehler bei der Eindeckung zuzuschneiden, zu falzen und anzuformen. So können selbst komplexe, unebene Stellen sehr flexibel abgedichtet werden. Stark im Korrosi- onsschutz: Mit seiner verzinnten Unterseite eignet sich das innovative Kirchenblei beson- ders für Dächer alter, schlecht entlüfteter Gebäude, weil sich dort Feuchtigkeit unterhalb der Bleidecke sammelt und von innen angreift. Darüber hinaus ist Kirchenblei unempfindlich gegenüber den Gerbsäuren alter Hölzer, die gewöhnliches Blei angreifen können. Die Arbeiten Anfang September 2016 fiel der Startschuss für die Dachsanierung, die Ende März 2017 beendet werden konnte. Witterungsbedingt mussten die Arbeiten wegen Frost und Schnee einige Tage im Dezember und den gesamten Januar ruhen. Zunächst wurde das alte Blei vom traditionsreichen Aachener Unternehmen Vogel Bedachung KG fachgerecht beimAltme- tallhändler entsorgt. Anschließend verarbeitete Die Bleieindeckung war im Bereich der außerge- wöhnlichen Kronenkonstruktion an zahlreichen Stellen korrodiert und musste erneuert werden. Die Feuchtigkeit aus dem Kirchenraum war durch die Nagellöcher in den Bitumenbahnen diffundiert und hatte sich um die Nagelstellen gelegt. Für den seitlichen Abschluss der Dachfläche wurde eine Ortgangsleiste angebracht. Darum wurden die auslaufenden Schare herumgeformt und mit Kupfer- haften befestigt. Auf dem First wurde ein runder Holzkern befestigt, gegen den die obersten Schare aufgekantet wurden. Die Abdeckung wurde der Firstholzform angepasst. Hafte in der Mitte jeder Schar halten sie in Position. Die Wulstsattel wurden aufgeschweißt. Die Bleche wurden an ihrer Oberkante mit Edel- stahlnägeln und Kupferhaften direkt auf der Holz- schalung befestigt. Für die Ausbildung der Hohl- wülste wurden ihre seitlichen Ränder gegeneinander aufgekantet, dann die höhereAufkantung mit einem Klopfholz um die niedrigere herumgeschlagen. 18 METALL-DACH

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