FDF DachNews - Ausgabe 3/2019

Matthias Schomberg, Chef der Dach- und Fassadenspezialisten der Schomberg + Co, Dortmund-Applerbeck, hat sich für den Dachstick als die schnellere und komfortab- lere Art der Sturmsicherung entschieden. Entscheidend ist für ihn die Einsparung des dritten Manns, der bei herkömmlichen Sturmsicherungssystemen hinterherläuft und die Seitenfalzklammern zeitaufwändig befestigt. Schomberg setzte den Dachstick erstmalig für die Neueindeckung von acht Mehrfamilienhäusern mit insge- samt knapp 2.000 m² Dachfläche ein. Durch die schnellere Verlegung der neuartigen Sturmsicherung konnte er die Kostenvorteile der Zeit- und Per- sonalersparnis an den Eigentümer und Bauherrn, die GWS Wohnungs- genossenschaft Dortmund Süd, wei- tergeben. 2.000 m 2 Dachfläche In der Straße „Am Richterbusch“ in Dortmund-Hörde stehen die acht Mehrfamilienhäuser aus den sechzi- ger Jahren, deren Fassaden und Dächer 2018 komplett saniert wur- den, inkl. Dämmung mit neuer Unterspannbahn, Verlattung, erwei- tertem Dachüberstand und neuen Rinnen. Dachdecker Schomberg legt auf Konkurrenzfähigkeit durch Qua- lität und Wirtschaftlichkeit wert: „Da wir durch den Dachstick keine Klammern mehr haben und das unsägliche Aus-der-Hosentasche- Holen der Drähte entfällt, haben wir natürlich den Vorteil schneller zu sein. Zusätzlich entfällt natürlich auch der Klammerer, dieser unbeliebte Job, den immer irgendeiner machen mußte. Von daher haben wir einen großen Zeit- und Preisvorteil.“ Bisher wurden Dachziegel überwiegend mit Sturmklammern gesichert. Der Dachstick ver- einfacht die Sturmsicherung am Steildach: Sei- ne Befestigung an der Lattung erfolgt in einem Arbeitsschritt ohne zusätzliches Werkzeug. Zurzeit bieten die Dachziegelwerke Nelskamp die Windsogsicherung mit dem Dachziegel F 12 Ü - Süd an. Für diese Kombination bestä- tigte der ZVDH die Hinterlegung der Mate- rialgarantie. „Dachstick“ ist eine Wortschöpfung aus dem deutschen „Dach“ und dem englischen „stick“ (stecken/befestigen). Zudem ist das recycelba- re Material besonders leicht und ohne scharfe Kanten. Bereits im Werk werden Dachstick und Ziegel zu einer Einheit: Dazu wird der Dachziegel gepresst, mit einem Hinterschnitt versehen und gebrannt. Danach fixiert ein Dübel den Stick am Hinterschnitt. Somit sind weder Extra- Werkzeug bei der Eindeckung noch die auf- wändige Lagerhaltung der unterschiedlichen Klammern erforderlich. Das vormontierte Befestigungssystem macht langwierig zu mon- tierende Seitenfalz-Sturmklammern überflüs- sig. Der Dachstick wird einfach ausgeklappt und über die Dachlattung geschoben. Höhere Verlegegeschwindigkeit Dominik Gröning, Dachdecker bei Schomberg + Co: „Das Produkt kostet ein bisschen mehr, aber das Gefummel mit den Klammern fällt weg. Die Verlegung geht wesentlich schneller und wir sparen den dritten Mann ein. Verle- gung und Klammerung geschehen eben in einemArbeitsgang. Und für unsere Mitarbeiter ist es natürlich auch einfacher: man muß sich nicht mehr abquälen mit der Einhängung und Montage. Mit dem Einsatz des Dachsticks wird nur noch der Dachziegel aufgesetzt und die Klammer hinter die Latte gezogen.“ Berechnung der Windsogsicherung Dächer müssen nicht überall komplett geklam- mert werden. Es gibt Regeln und Normen für die Bereiche, wo zu befestigen ist. Deutschland ist in Windlastzonen I – IV eingeteilt. Dort- mund befindet sich in Windlastzone II, d.h. der Traufbereich, der Ortgangbereich und evtl. der Firstbereich müssen befestigt werden. In der Fläche kann auf eine Verklammerung verzich- tet werden. Berechnungsprogramme (nels- kamp.de / Beratung & Service) zeigen dem Verarbeiter und Planer, wo und wieviel zu klammern ist. Bundesinnovationspreis Dachdeckermeister Christoph Gruß aus Gum- perda hat dieWindsogsicherung „Dachstick“ für Nelskamp entwickelt. Im Gegensatz zu Sturm- klammern aus Metall wird der Dachstick schon fertig mit dem Dachziegel geliefert. Zur Befes- tigung wird das Kunststoff-Element einfach aus- geklappt und hinter die Dachlatte geschoben. Eindecken – sichern – fest Die Verarbeitung ist einfach, schnell und wirt- schaftlich: Der Dachstick wird aufgeklappt, die Dachpfanne wie üblich verlegt und der Stick auf die Lattung geschoben. Zur Begradigung der Eindeckreihen kann das Sturmsicherungs- system von außen seitlich verschoben werden und ermöglicht so ein optimales Deckbild. Bei späteren Reparaturen oder Baumaßnahmen ist ein unkomplizierter, kostengünstiger Aus- tausch möglich: mit wenigen Handgriffen von außen kann die Sturmsicherung gelöst und wieder befestigt werden. Dachstick von Nelskamp Sturmsicherung mit Speed Die Premiumbahnen der DELTA-Maxx- Familie sind durchsturzsicher gemäß den Anforderungen der GS-BAU 18. Die Unterdeckbahnen DELTA-MAXX PLUS, DELTA-MAXX WD und DELTA- MAXX X erfüllen die verschärften Anforde- rungen der GS-BAU 18 (Stand 2015) „Grundsätze für die Prüfung und Zertifizie- rung der Durchsturzsicherheit von Bauteilen bei Bau- und Instandsetzungsarbeiten“. Im Sinne des Prüfgrundsatzes gilt ein Bauteil als durchsturzsicher, wenn es von einem 50 kg schweren Stoßkörper nicht durchschlagen wird und wenn es darüber hinaus in der Lage ist, nach der dynamischen Belastung eine sta- tische Last von 100 kg über 15 Minuten zu halten. Das ist die Zeit, die üblicherweise zur Bergung oder Sicherung eines Verunfallten auf dem Dach benötigt wird. Der Prüfaufbau im Laboratorium „Mechani- sches Prüffeld“ des IFA Institut für Arbeits- schutz der Deutschen Gesetzlichen Unfallver- sicherung, Sankt Augustin, bestand aus einer horizontal angeordneten Stützkonstruktion aus fünf Dachsparren im Format 18 x 8 cm mit einer Einzellän- ge von 4,5 m und einem Achsabstand von einem Meter. Der Einbau der Prüfmuster erfolgte ent- sprechend der Verlegean- leitung der Dörken GmbH & Co. KG. Die Unterdeck- bahn wurde durch die Kon- terlattung hindurch mittels Nägeln (3,1 x 80 mm) auf den Sparren befestigt. Die übereinander angeordneten Bahnen wurden mit einer Überlappung von 10 cm verlegt und mit den integrierten Klebe- streifen miteinander verklebt. Zur Prüfung der Durchsturzsicherheit wurden Fallversuche mit einem Stoßkörper - in diesem Fall ein mit Glaskugeln gefüllter Leinensack mit einem Gewicht von 50 kg - aus einer Fallhöhe von 80 cm durchgeführt. ImAnschluss wurde der Stoßkörper durch eine Personenlast von 100 kg ersetzt, um den Nachweis der Resttragfä- higkeit über 15 Minuten zu führen. Geprüft wurden die Bahnen jeweils in der Bahnenmit- te, im Überlappungsbereich und am Ortgang. Zur Sicherung der Durchsturzsicherheit der Bahnen sind bei der Verlegung drei Punkte zu beachten: 1. Die Überdeckung der Bahnen muss min- destens 10 cm betragen. 2. Die Überlappungen müssen verklebt sein. 3. Am Ortgang bzw. am seitlichen Bahnenen- de müssen die Bahnen mindestens 10 cm weit überstehen. Damit wird sichergestellt, dass die Bahn im Falle einer Belastung nicht unter der Konterlattung herausrutschen kann. Mehr Sicherheit auf dem Steildach 2 STEILDACH 3 von Marcus Schensina “Trotz aktuell steigender Zahlen bei Auszubil- denden und Fachkräften in den Berufen des Dachhandwerks können aus Mangel an Bewer- bern rund 20 Prozent offene Stellen bei Auszu- bildenden im Zimmererhandwerk nach aktuel- ler Konjunkturumfrage nicht besetzt werden.” Das erklärte Peter Aicher, Vorsitzender von Holzbau Deutschland - Bund Deutscher Zim- mermeister im Zentralverband des Deutschen Baugewerbes in München. Damit sieht er sein Gewerk im Vergleich mit anderen Handwerks- bereichen noch gut dastehen: Immerhin gebe es, so der Verbandslenker, pro 100 Zimmerer 11 Lehrlinge. Andere Gewerke haben deutlich weniger zum Teil nur halb so viele Auszubil- dende. Aber: 76 Prozent der Betriebe würden gerne mehr Auszubildende aufnehmen, finden aber anscheinend keine passenden Bewerber. Bildungspartnerschaft zu regionalen Schulen, aber man ist auch auf Jobbörsen präsent. “Dann bieten wir Interessierten Praktika, um den Betrieb und die Branche kennen zu lernen. Das alles bewerben wir über unsere Homepa- ge, aber auch über die Arbeitsagentur. Aber auch unsere Mitarbeiter müssen das Thema Nachwuchssuche im täglichen Geschäft nach außen tragen”, so Merk. Komplett neue Wege Nachwuchskräfte anzusprechen, geht man aber auch: “Über unsere Auftritte in den sozialen Medien wie Facebook und Instagram können wir gezielte Gruppen ansprechen. Wir können hier über Fotos und Videos Einblick in unsere tatsächliche Arbeit geben und Lust auf den Job machen.” Das bringe riesen Chancen, ist sich Nachwuchsunternehmer Maximilian Merk sicher. Dies beobachtet auch Trendforscher Prof. Peter Wippermann. “Unternehmen müssen zur Mar- ke werden, um sich auf dem Arbeitsmarkt zu positionieren”, riet er beim Branchentalk in München. Dieses sogenannte ‘Employer Bran- ding‘ sei entscheidend für Unternehmen, um als Arbeitgeber attraktiv für neue und beste- hende Mitarbeiter zu sein. Dies könne auf vie- lerlei Art geschehen. Wichtig, um junge Nach- wuchskräfte zu erreichen, seien vor allem die Social-Media-Kanäle - und natürlich, sich dort als attraktiver und moderner Arbeitgeber zu präsentieren. “Wer sich digital nicht präsen- tiert, existiert nicht. Denn die soziale Kommu- nikation läuft heutzutage über Smartphones. Unternehmen können Jugendliche zum Bei- spiel mit Videos für den Beruf begeistern. Und falls ein Unternehmen innovative Hilfsmittel "Wer sich digital nicht präsentiert, existiert nicht." Wie können Dachhandwerksbetriebe mehr junge Leute als Nachwuchs für die Branche gewinnen? Ein von der Dach und Holz Messe initiierter Bran- chentalk in München suchte nach Antworten. Man fand sie in mehr Prä- senz in digitalen Medien und einer Imagekorrektur des Berufsbildes. “Wer sich der Heraus- forderung, Mitarbeiter in der digita- len Welt anzuspre- chen, nicht stellt, läuft Gefahr, dass ihm neue Mitarbeiter und somit die Zukunfts- fähigkeit des Betriebes fehlen wer- den.” Prof. Peter Wippermann “Deutschland ist lange nicht gebaut. Hier benötigen wir definitiv noch mehr Nach- wuchs- und Fachkräfte.” Dirk Bollwerk Anders sieht es auch im Dachdeckerhandwerk nicht aus. Auch hier ist der Fachkräftemarkt leer gefegt. Trotzdem kann Dirk Bollwerk, Prä- sident des ZVDH - Zentralverband des Deut- schen Dachdeckerhandwerks von steigenden Zahlen im Jahr 2018 berichten: Die Dachde- cker legten von 62.289 gewerblichen Arbeit- nehmern im Jahr 2017 auf 64.425 im Jahr 2018 zu. Auch bei den Azubis zeige der Trend nach oben: Über alle drei Lehrjahre hinweg gebe es insgesamt 6.767 Auszubildende (Stand 2018) und damit rund elf Prozent mehr als im Vor- jahr. “Deutschland ist lange nicht gebaut. Gerade im Bereich der Sanierung kommen vielfältige Aufgaben auf die Dachdecker zu. Hier benötigen wir definitiv noch mehr Nach- wuchs- und Fachkräfte”, kommentiert Ver- bandsboss Dirk Bollwerk die Zahlen. Es müsse der Branche daher gelingen, den Beruf des Dachdeckers als den “coolen Job” darzustellen, der er ja auch ist. “Es gibt gute Karrierechan- cen, man kann die Meisterprüfung machen, später studieren und einen Betrieb gründen. Das müssen wir besser an junge Menschen rüber bringen und hier auch gezielt mehr Frau- en als Zielgruppe ansprechen.” Ähnlichen Handlungsbedarf für die Dachde- cker sieht auch Jonas Schmitt, der beim ZVDH als Jugendbotschafter aktiv ist. Er sagt: “Für mich gibt es keinen schöneren Job als der Dachdecker. Er ist abwechslungsreich, man ist den ganzen Tag an der frischen Luft und hat ständigen Kontakt mit Kunden. Am Ende des Tages kann man sehen, was man geleistet hat. Diese Vorteile müssen wir den jungen Men- schen besser erklären. Hier fehlt uns noch das entsprechende Image. Insgesamt ist der Beruf im Handwerk viel attraktiver, als er im Moment in der Gesellschaft wahrgenommen wird.“ Aber wie finden Betriebe in Zeiten leerer Job- märkte Nachwuchs? Maximilian Merk ist Zimmerergeselle und Mitglied des Sprecher- teams von ‘Junge Holzbauunternehmer und Holzbauunternehmerinnen’. Für den elterli- chen Betrieb, in dem er tätig ist, steht man in wie Drohnen einsetzt, ist es absolut sinnvoll, das auch zu zeigen”, so Peter Wippermann. Hier hat das Handwerk lange geruht und eher die Kunden angesprochen als die potenziellen Mitarbeiter. Beim Employer Branding wird gezeigt, dass die Arbeit im Betrieb sinnvoll ist, dass es Spass und Zusammenhalt gibt und der Betrieb eine eigene, unverkennbare Marke für Arbeitnehmer ist. Ganz wichtig, so Wipper- mann, ist dabei die Ansprache in der digitalen Welt. Denn viele Menschen sind heute schon mehr Online unterwegs, als in der realen Welt. Und hier kommt noch viel Arbeit auf die Hand- werks-Chefs zu, so Wippermann: “Das, was man als Handwerksbetrieb macht, muss plötz- lich medialisiert werden. Wer sich dieser Herausforderung nicht stellt, läuft Gefahr, dass ihm ab einer gewissen Altersgrenze neue Mit- arbeiter und somit die Zukunftsfähigkeit des Betriebes fehlen werden.” Die Prognose des Trendforschers: Wer einen Betrieb mit jungen Mitarbeitern aufbauen und diesen mit anderen Betrieben vernetzen will, braucht eine dement- sprechend höhere Onlinepräsenz in den virtu- ellen Medien. Für andere reicht vielleicht auch nur eine Homepage. BRANCHEN-TALK

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