FDF DachNews - Ausgabe 3/2021

N EWS D ACH 3/21 7 6 3/21 N EWS D ACH Das grundsanierte historische Bauamt von Kulmbach hat einen barrierefreien Zugang und einen besseren Wärme-, Schall- und Brand- schutz erhalten. Zu den neuen Lösungen zäh- len auch Schieferdächer. Das Bauamt ist ein denkmalgeschütztes Gebäudeensemble, dessen Anfänge in einem Teil bis in die Mitte des 15. Jahrhunderts reichen. Im Zuge der Sanierung wurden die drei Einzelbauten zu einer Einheit zusammengeführt. Hinter dem Gebäude ent- stand ein neuer Treppen- und Fahrstuhltrakt, durch den das Bauwerk erstmals barrierefrei besucht werden kann. Altes mit Spitzwinkeln Zuletzt mit Ziegeln gedeckt folgten diesmal Schieferdeckungen, wie sie an herausragenden Dächern und Giebeln historischer Gebäude in Kulmbach auch verbaut sind. Mit der Spitz- winkeldeckung und der Symmetrischen Deckung, eine der ältesten und der neuesten Schieferdeckungen, spannt Architekt Tino Heß ein breites Leistungsspektrum von historisch alt bis neu ab. Für den weitgehend historisch erhaltenen Dachstuhl des Hauptgebäudes wählte der Architekt die Spitzwinkeldeckung, eine Schieferdeckart mit langer Historie. Der Deckstein dieser Deckung basiert auf einer auf die Spitze gestellten Steinraute mit zwei gegenüber liegenden gestutzten Ecken. Die Deckart, die im halben Verband gedeckt wird, haben so ähnlich bereits die Römer verwendet. Neues mit Symmetrischer Deckung Der alte und nicht ausbaufähige Dachstuhl eines Gebäudeteiles wurde komplett abgeris- sen und ein neues Dachgeschoss errichtet. Auf den ersten Blick sieht der neue Gebäudeteil wie ein Mansarddach aus. Doch die Flächen sind senkrecht und der Ausbau daher eine Auf- stockung. Dach und Wand der Aufstockung sind mit einer der neuesten Deckarten von Rathscheck Schiefer, der Symmetrischen Deckung mit Hinterschnitttechnik bekleidet. Diese Deckung basiert auf etwa 2 cm dicken Schieferplatten, die von hinten, unsichtbar, mit konischen Bohrungen versehen sind. In diese etwa einen Zentimeter tiefen Sacklöcher wer- den spezielle konische Anker eingebaut, die frei von Spannungen die Halter für die Alumi- nium-Unterkonstruktion aufnehmen. Die Schieferplatten gibt es in verschiedenen Höhen und Längen. In Kulmbach wurden vier Gebindehöhen eingesetzt. Die 20, 30, 40 und 50 cm hohen Steine gibt es in Längen bis zu 1,2 Meter. Die Steine sind im sogenannten Läufer- verband montiert. Basierend auf Verlegeplänen lieferte der Schieferproduzent Rathscheck aus Mayen die großen Steine auf Maß geschnitten und gebohrt auf der Baustelle an. Durch den neuen Trep- pen- und Auf- zugsturm wird das Stadtbau- amt erstmals barrierefrei begehbar. Die Symmetrische Deckung basiert auf der Ästhetik der großen Natursteine. Edel und samtig glänzend wird dieser Schiefergiebel ü ber Jahrzehnte das Stadtbauamt zieren. Denkmalschutz mit Schieferdeckung Sanierung im Bauamt ROCKWOOL Schallschutz- Finder Flachdach Wer ein Industrie- oder Veranstaltungsge- bäude neu errichten oder sanieren will, sieht sich – standortabhängig – nicht selten mit hohen Anforderungen an den Schallschutz konfrontiert. Anwohner ebenso wie Nutzer des Gebäudes müssen durch geeignete Maß- nahmen vor Lärm geschützt werden. So will es der Gesetzgeber. Durch spezielle Kon- struktionen eines Flachdachs kann wirksa- mer Schallschutz kostengünstig realisiert werden. Auf der Website der DEUTSCHEN ROCKWOOL findet sich eine Datenbank, die unterschiedliche Aufbauten von Stahl- leichtdächern umfasst und offenlegt, welche Schalldämmwerte mit welchem Aufbau zu erzielen sind. Den „Schallschutz-Finder Flachdach“ gibt es unter www.rockwool.de auf der Themen- seite “Schallschutz im Flachdach“. Einzuge- ben ist dort lediglich das angestrebte Schall- dämmmaß zwischen 35 und 50 dB und die Angabe, ob mit gelochten oder ungelochten Trapezprofilen gearbeitet werden soll. Aus- gegeben wird dann eine Tabelle, aus der genau hervorgeht, wie dick die Tragschale ausgelegt sein sollte und mit welcher Dämmdicke und Dachabdichtung das ange- strebte Schalldämmmaß zu erreichen ist. Für die Planungsunterlagen kann das Prüfzeug- nis zum entsprechenden Aufbau sofort heruntergeladen werden. Im Frühjahr 1991, nur wenig Monate nach der Wiedervereinigung, waren Sie einer der Pioniere in Sachen Unterneh- mensgründung “Ost”. Wie kam es zu dieser Idee? Eißmann: Wir wollten einfach durch die politische Wende nach der Wiedervereinigung die Chance und das Zeitfenster nutzen in die Selbstständigkeit zu gehen, um letztendlich natürlich soziale und finanzielle Sicherheit für die Familie zu schaffen. Nach der Währungs- union hatten wir im Osten nur wenig finanziel- le Mittel. Das wurde sehr zurückhaltend einge- setzt. Was man aber zwangsläufig machen musste, war die Bausubstanz zu sanieren. Wer Immobilien hatte, hat sein Geld also in großen Teilen hier investiert. Sanierung war das große Thema. Im Osten war ein großer Teil der Dächer in einem desolaten Zustand. Darin habe ich meine Marktchance gesehen. Aber eigentlich hatten Sie doch gar keine Ahnung vom Dachbau? Eißmann: Ja, genau so war das. Ich hatte keine Ahnung, Wissen Null. Ich bin deshalb mit der Fachliteratur ins Bett gegangen und habe mit meiner Frau gemeinsam die Produkte ‘gelernt’. Zudem habe ich ein Praktikum in einer West-Firma gemacht. Letztlich haben mir aber meine Kunden das ‘Dach’ erklärt. Diese wollten im Handel auch jemand aus ihren Rei- hen haben, als Partner auf Augenhöhe. Diese große Unterstützung aus dem Handwerk und Verbundenheit zu den Verarbeitern ist bis zum heutigen Tag geblieben. Heute sind diese Betriebe der ersten Stunde zum Teil schon in der nächsten Generation. Fast alle gehören noch zu unserem Kundenstamm. Dafür bin ich sehr dankbar und auch stolz. Schon seit Mitte der 90iger Jahre sind Sie Mitglied der Großhandelskooperati- on FDF. Wo liegen die Vorteile? Eißmann: Die FDF bietet uns die Mög- lichkeit, uns in einen starken Verband zu integrieren und so mehr Kompetenz und mehr Gewicht im Markt zu erreichen. Wir können so eine gleichwertige Position auch bei zunehmender Konzentration bei den Herstellern erlangen. Als Einzelkämpfer wäre das in unserer Betriebsgröße kaum zu schaffen. Außerdem geht es um den Aus- tausch mit anderen Kollegen im Handel und zukunftsorientiertes Denken. Wir haben z. B. einen Juniorenkreis in der FDF geschaffen, der sich ganz zukunftsorientiert mit dem Bereich Generationswechsel als wichtiges Thema befasst. So hat uns in vielen Punkten die Zuge- hörigkeit zur FDF über die Jahre immer wieder den Rücken gestärkt. Kommen wir einmal zum heutigen Markt. 2021 war ein verrücktes Jahr: Corona, Rohstoff-Krise, Holzengpass.... Eißmann: Corona hat natürliches vieles bestimmt. Die Leute haben das nicht ausgege- bene Geld in die Werterhaltung ihrer Immobi- lien gesteckt. In die Karten spielt dem Baube- reich aber eigentlich etwas anderes. 32 Jahre nach der Wende haben die Leute Geld verdient. Für Geld bekommen Sie heute aber eher Nega- tiv-Zinsen als Profit. Dieses Geld fließt deshalb vielerorts als Anlage in die Aufbesserung der Immobilien. Zumal wir auch viele junge Leute haben, die sich in ihrer “alten Heimat” wieder ansiedeln. Wichtige Strukturen bei Arbeits- platz-Sicherheit haben die Region sehr positiv entwickelt. Hinzu kommt Lebensqualität bei uns in Sachsen. Dieser Zuzug von jungen Leu- ten spielt dem Bausektor natürlich auch in die Karten. Wie sind Sie dann mit dem Geschäfts- jahr 2021 zufrieden? Eißmann: Mit diesem Jahr können wir unterm Strich sehr zufrieden sein. Allerdings muss man auch sagen, Corona-bedingt hatten wir ein sehr turbulentes erstes Halbjahr. Vor allem eine ständig drohende Quarantäne für die Mitarbeiter und eine damit verbundene mögli- che Schließung des Betriebs haben für viel Unsicherheit gesorgt. Auch die Mitarbeiter haben sich Sorgen gemacht, wie überstehen wir diese Pandemie? Das war für uns alle schwierig. So war es eine große Leistung aller Beteiligten in unserem Betrieb. Da haben viele einen ganz tollen Job gemacht. Dafür bin ich dankbar. Wie liegen gerade in dieser unsicheren Marktlage Ihre Stärken in Richtung Kunden im Dachhandwerk? Eißmann: Da haben wir sicher starke Argu- mente: Das ist z. B.. die Beratungskom- petenz im Verkaufs- personal. Gleiches gilt für unser lang- jähriges Fahrperso- nal und die Ausstat- tung an LKW- und Krantechnik. Hinzu kommt unser u m f a n g r e i c h e s Lage r p r og r amm. Von Holz über alle Dachprodukte bis hin zu unserer eige- nen Kantabteilung können wir sehr kurzfristig auf Kundenanfor- derungen reagieren. Diese breite und bera- tungskompetente Aufstellung macht uns fürs Handwerk attraktiv. Dabei liefern wir nicht nur in der Region bis 50 Kilometer um unseren Fir- mensitz, sondern bedienen auch Kunden auf Montage in ganz Deutschland. Wie wichtig ist dabei der Preis? Eißmann: Natürlich wird man immer am Preis gemessen. Für den Kunden wichtiger ist aber eigentlich Zuverlässigkeit bei Lieferzeiten und Verfügbarkeit der Ware. Das ergänzen wir um Wertschätzung gegenüber jedem Auftrag. Wir bieten einfach ein Rundum-Sorglos- Gefühl für den Verarbeiter. Hinzu kommt bei uns eine besondere Bindung an die Kunden. Dies leben wir z. B. auch durch regelmäßige Unternehmer-Stammtische. Nur wenige Monate nach der Wiedervereinigung im März 1991 gründete Uwe Eißmann (65) den gleichnamigen Bedachungsgroßhandel in Wilkau-Haßlau im Landkreis Zwick- au in Sachsen. In diesem Jahr feierte der Betrieb sein 30-jähriges Bestehen. DachNews traf den Unternehmer zum Branchentalk mit Rück- und Ausblick. 30 Jahre Dachbaustoffe Eissmann Wie sehen Sie die Zukunft? Nach der Bundestagswahl stehen die Weichen auf mehr “Grüne Politik” wie Solaranlagen. Eißmann: Die neue politische Ausrichtung bleibt mal abzuwarten. Wichtiger ist, wie man in seinem Unternehmen personell für die Zukunft aufgestellt ist. Das ist entscheidend und schwer genug für alle Kollegen. Wir sehen jedes Jahr einen Rückgang der Betriebszahlen bei unseren Dachdeckerbetrieben. Geld ist da, die Bereitschaft zum Bauen auch. Es fehlt aber an Fachkräften und am Potential an Handwer- kern. Wie sieht es nach 30 Jahren in Sachen Nachfolge bei Ihnen aus? Eißmann: Die Nachfolge ist geregelt. Meine beiden Kinder Änne und Georg sind bereits in voller Verantwortung im Unternehmen. Ich bin zwar noch aktiv, aber ich bin nicht mehr der Erste, der morgens kommt und auch nicht mehr der Letzte, der abends geht. GROSSHANDEL Geregelte Nachfolge im Familienbetrieb: Uwe Eiß- mann (links) mit seinen Kindern Änne und Georg.

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