FDF DachNews - Ausgabe 3/2022

3/22 NEWS DACH 18 19 NEWS DACH 3/22 Experten-Interview Materialgarantie ersetzt die Wartung nicht Was ist für Betreiber und Verantwortliche von Gebäuden mit Flachdächern zu beachten? Andreas Klein: Die Pflichten des Verantwortlichen sind klar in der Betreiberhaftung geregelt. Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) sagt unter § 823 und § 836 in der Schadensersatzpflicht und der Haftung des Grundstückbesitzers sinngemäß: Jeder, der Besitz hat, ist für Leib und Leben derjenigen, die sich in dem Gebäude befinden, persönlich verantwortlich und haftbar. Das bedeutet, dass insbesondere die Standsicherheit auf dem Flachdach vom Gebäudebetreiber garantiert werden muss. Dies wird für den Betreiber gefährlich, wenn er die Wartung des Dachs vernachlässigt und es dadurch zu Dacheinbrüchen, z. B. wegen verstopfter Dachgullys, kommt. Wenn dann Arbeiten auf dem Dach verrichtet werden, ist derjenige, der für das Gebäude zuständig ist, also der Geschäftsführer, der Betreiber etc., auch für die Sicherheit der Handwerker, die er auf das Dach schickt, mitverantwortlich und ggf. schadensersatzpflichtig. Und der Dachdecker? Andreas Klein: Zwar hat der Dachhandwerker die Pflicht, sich selbst zu sichern, er muss aber auch die Möglichkeit haben, dies regelkonform zu tun. Somit ist es Sache des Betreibers, auf dem Gebäude geeignete Anschlagpunkte oder Sicherungsmöglichkeiten für den Handwerker vorzuhalten. Dies ist auch in den Landesbauordnungen aller Länder so festgelegt. Somit sind regelmäßige Begehungen der Dächer unerlässlich. Und dieser Verantwortung müssen sich Gebäudebetreiber bewusst sein. Ab wann und wie oft ist eine Überprüfung des Flachdachs auf Schäden sinnvoll? Andreas Klein: Auch dies wird durch gesetzliche Vorgaben geregelt. Laut DIN 1986-30 zum Thema Instandhaltung sind insbesondere die Dachentwässerungskomponenten halbjährlich zu überprüfen. Dies steht auch in der Flachdachrichtlinie: Die Dächer sind halbjährlich zu warten. Der beste Zeitpunkt dafür ist je einmal vor und nach dem Winter. Marius Mlynski: Die Einhaltung der regelmäßigen Inspektionsintervalle kann z. B. über Servicevereinbarungen umgesetzt werden. So kann sichergestellt werden, dass aufgetretene Schäden nicht übersehen und rechtzeitig angemessen behoben werden, um auch Folgeschäden zu vermeiden. Wie wird die Sanierungsbedürftigkeit der Oberlichter festgestellt? Welche Kriterien sind dabei wichtig? Klein: Das Alter der Oberlichter ist ein wichtiger Indikator. Polycarbonat, das Material, aus dem viele Oberlichtfenster bestehen, neigt zur Versprödung. Es wird porös und rissig, dadurch entstehen Feuchtigkeitsschäden durch Kondensat oder defekte Abdichtungen. Je älter die Lichtkuppeln, Lichtbänder etc. also sind, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie durch äußere Einflüsse beschädigt werden. Mlynski: In letzter Zeit kommt es außerdem oft zu Unwetterschäden. Stürme und Hagel beanspruchen die Oberlichter immer mehr. Die daraus resultierenden Schäden sind von unten Lichtkuppeln und - bänder im Bestand können einfach und effektiv mit dauerhaften Ab- und Durchsturzsicherungen versehen werden, die das Primärziel der Verkehrssicherungspflicht nach der Arbeitsschutzrichtlinie 2.1 erfüllen. Das Flachdach ist ein sehr empfindlicher Teil des Gebäudes. Wird es nicht regelmäßig gewartet und in Stand gesetzt, birgt es ein erhebliches Risiko – nicht nur für Personen im Gebäude, sondern auch für den Verantwortlichen der Immobilie. In unserem Interview erklären zwei Experten, worauf Sie bei Flachdächern achten müssen. aber häufig nicht sichtbar. Das Problem dabei ist, dass der Versicherungsschutz des Gebäudes im Schadensfall oft entfällt, wenn die Wartung und Sichtung von Schäden zu spät erfolgt und nicht nachgewiesen ist. Dann kann es für den Betreiber sehr schnell teuer werden. Welche Kriterien muss ein Flachdach erfüllen, um als sicher und rechtlich ordnungsgemäß zu gelten? Andreas Klein: Das Dach muss in erster Linie begehbar und sicher sein. Die Regelungen dazu werden in der Flachdachrichtlinie und in der DIN 4426 sowie in der Arbeitsschutzrichtlinie 2.1 der BG Bau festgehalten. Alle Personen auf dem Dach müssen in der Lage sein, ihr Leib und Leben dort oben zu schützen. Der Bauherr muss dafür vorher alle notwendigen Vorrichtungen installieren lassen und damit den Schutz der sich auf dem Dach befindenden Personen sicherstellen, am besten mit permanenter Ab- und Durchsturzsicherung. Bei Oberlichtern eignet sich dafür am besten ein permanenter Durchsturzschutz. Darüber hinaus müssen die vorgegebenen Normen bezüglich Die Experten Andreas Klein ist unabhängiger Sachverständiger für Schäden an Gebäuden und Gebäudeinstandsetzung (TÜV) sowie Sachkundiger für PSA gegen Absturz (TÜV). Er leitet das Ingenieur- & Sachverständigenbüro Klein in Bottrop und berät Gebäudebetreiber bei der Wartung, Instandsetzung und Sanierung von Flachdächern in ganz Deutschland. Marius Mlynski ist Produktmanager für das vielfältige Produktspektrum bei Kingspan Light +Air | ESSMANN, das von Lichtkuppeln und -bändern sowie Echtglasprodukten über entsprechende Systemkomponenten zur täglichen Be- und Entlüftung, Ab- und Durchsturzsicherheit und zum Rauch- und Wärmeabzug reicht. Wie können Flachdächer vor den Folgen von Wettereinflü ssen oder Schneelasten geschü tzt werden? Die Aufbauten können mit entsprechenden Schutzsystemen ausgestattet werden, wie beispielsweise mit einem Sonnen- und Hagelschutz, während zuverlässige Entwässerungssysteme in der Dachfläche zur Sicherheit beitragen. Zudem sollten Dächer und Oberlichter regelmäßig inspiziert werden, um Beschädigungen rechtzeitig festzustellen und ihnen entgegenwirken zu können. Die Auswahl der Produkte ist hier entscheidend, um vor allem den Anforderungen der zu stemmenden Schneelast zu entsprechen. Über statische Berechnungen lässt sich die Tragfähigkeit von Dachoberlichtern ermitteln, wobei insbesondere die Größe der Fläche mit einbezogen wird. Dabei ist zu beachten, dass sich in Lichtkuppeln und Lichtbänder integrierte, natürlich wirkende Rauch- und Wärmeabzugsanlagen (NRA) im Falle eines Brandes automatisch öffnen können müssen, selbst wenn auf den Geräten Schnee liegt. Gerade bei NRA müssen Planer daher darauf achten, dass nicht nur das Tageslichtelement selbst auf die Bemessungsschneelast ausgelegt ist. Auch die Einrichtungen zur Öffnung sind auf eine bestimmte Schneelast nach DIN EN 12101-2 ausgerichtet. Nur wenn das System ausreichend Kraft hat, die Last nach oben wegzudrücken, ist die Funktionssicherheit im Brandfall gewährleistet. Ist es zu starkem Schneefall gekommen, muss ein Sachverständiger gegebenenfalls klären, ob eine kritische Marke erreicht ist und das Dach vom Schnee befreit werden muss. Dabei ist zu beachten, dass von integrierten Dachoberlichtern bei der Schneeräumung Einsturzgefahr ausgeht. Da Tageslichtelemente grundsätzlich zunächst durchsturzsicher und nicht begehbar ausgeführt sind, dü rfen sie bei der Schneeräumung nicht betreten werden. des Wärmeschutzes, Brandschutzes und der Entwässerung eingehalten werden. Marius Mlynski: Eine Möglichkeit, Lichtkuppeln und Lichtbänder dauerhaft zu sichern, bieten Auffangeinrichtungen in Gitterform. Sie werden in der Regel unterhalb der Verglasung von Lichtkuppeln oder Lichtbändern eingebaut. Bewährt hat sich der Einsatz von Durchsturzgittern, die an Aufsetzkränzen oder Zargen befestigt werden. Ihr Vorteil ist, dass die Sicherheit auch beim Einsatz von RWA-Geräten oder Lüftungsklappen bestehen bleibt – selbst in komplett geöffnetem Zustand. Aus Ihrer eigenen Erfahrung: Welche sind die größten Irrtümer, die unter den Betreibern von Gebäuden mit Flachdächern herrschen? Andreas Klein: Da gibt es mehrere. Erstens: Dass eine Materialgarantie oder langfristige Gewährleistung die Wartung und Instandhaltung ersetzt. Eine Zehnjahresgarantie heißt nicht, dass eine Wartung erst ab Jahr elf notwendig ist. Zweitens: Dass der Dachhandwerker selbst für seine Sicherheit auf dem Dach Sorge zu tragen hat. Dafür besteht die Verkehrssicherungspflicht, die beim Gebäudebetreiber liegt. “Es ist ein Irrtum, dass man bei der Materialwahl viel Geld sparen kann. Wer billig saniert zahlt, immer zweimal.” Andreas Klein “Der Versicherungsschutz des Gebäudes entfällt häufig im Schadensfall, wenn Wartung und Sichtung von Schäden zu spät erfolgt.” Marius Mlynski Drittens: Dass ein Flachdach für immer hält. Wenn bei einem Ziegeldach ein Ziegel locker ist, wird der Dachdecker sofort beauftragt. Beim Flachdach funktioniert das nicht, weil man die Schäden dort nicht sofort sieht. Da wird oft erst reagiert, wenn das Wasser schon ins Gebäude eindringt. Aber auch hier sind regelmäßige Kontrollen und schnelles Handeln immens wichtig. Viertens: Dass man bei der Auswahl der Materialien viel Geld sparen kann. Wer billig saniert, zahlt immer zweimal. Marius Mlynski: Bei Flachdachsanierungen werden oft nur die einzelnen Gewerke und nicht das Dach im Ganzen gesehen. Das ist aber für die Planung und erfolgreiche Sanierung wichtig. Da kommen wir von Kingspan Light +Air | ESSMANN ins Spiel. Wir beraten nicht nur Bauherren, sondern auch die Verarbeiter bei der Umsetzung der Sanierungsmaßnahme. FLACHDACH Effektiver Schutz gegen Schnee, Eis und Niederschlag Wird in schneereichen Wintern die Auflast gegenü ber der Bemessungslast zu groß, besteht fü r das Gebäude Einsturzgefahr. Hagelschaden an einer Lichtkuppel: Abund Durchsturzsicherungssysteme bieten zusätzlichen Schutz auch fü r solche Fälle. Multi-Sicherungssystem HDS fü r Hagel-, Durchsturz- und Sonnenschutz. Ebenso wichtig wie die durchdachte Planung ist die regelmäßige Wartung des Flachdachs und aller seiner Aufbauten. Der Juniorenkreis der FDF hat sich am 22. und 23. September bei der Krieger & Co. GmbH Dach und Wandbaustoffe getroffen. Auf der Tagesordnung standen aktuelle Sach- und Branchenthemen. Außerdem präsentierte der geschäftsführende Gesellschafter Martin Hortig den Bedachungshandel Wallhausen im Ortsteil Riethnordhausen im Landkreis Mansfeld-Südharz in Sachsen-Anhalt. Die Themen Photovoltaik und Erneuerbare Energien standen im Fokus. Hierzu referierte David Borst, Geschäftsführer der below0 GmbH aus Leipzig. Spezialisiert auf Flachdächer unterstützt das Unternehmen Dachhandwerker bei der Planung, Koordinierung von Gewerken und der Montage von Photovoltaikanlagen. Der Spaß kam nicht zu kurz: Am Abend gab es einen geselligen „Bergknappenabend“ im Harzer Erlebnishof. Außerdem wurde das Kyffhäuser-Denkmal besichtigt. Seit 2007 gibt es in der FDF einen Juniorenkreis. Er dient der Förderung und Motivation potentieller Nachfolger und sichert so die Zukunft der Gesellschafterunternehmen. Gleichzeitig ist er die Networking-Plattform der jungen Generation. Gewählte Vertreter aus dem Juniorenkreis werden in die Arbeit des Beirats der FDF eingebunden und nehmen auf Augenhöhe an den Sitzungen teil. FDF Juniorenkreis trifft sich am Kyffhäuser

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