FDF DachNews - Ausgabe 3/2022

4 5 NEWS DACH 3/22 Architektonische Gestaltung mit dem, was nicht zu sehen ist: Dieses scheinbare Paradoxon gelang auf dem Dach eines neuen Geschäftshauses in der Kottbusser Straße von Berlin-Kreuzberg: Die vollständig verdeckt liegende Dachentwässerung sowie besondere Falztechniken an den Gauben unterstützen die klare optische Wirkung der Titanzink-Deckung. Der 2020 fertiggestellte Neubau der lichtfabrik komplettiert das denkmalgeschützte Ensemble eines typischen Alt-Berliner Gewerbehofes und führt dessen architektonische Tradition in einer modernen Formensprache fort. Blickfang des in Arbeitsgemeinschaft der Berliner Büros Bollinger+Fehlig Architekten BDA und Stoeckert Architekten entworfenen loftartigen Geschäftshauses ist die prismenartig gefaltete Fassade aus Betonfertigteilen in den ersten vier Etagen. Darüber erhebt sich das zweigeschossige Dach, das einerseits an eine Mansarde erinnert, in seinem optischen Eindruck jedoch andererseits von den breiten, dicht neben- und übereinander stehenden Gauben geprägt wird. Den Hintergrund dieses doppelten Charakters erklärt der verantwortliche Projektleiter Michael Pape: „Im Sinne einer hochwertigen Flächennutzung beabsichtigten wir auch für die beiden obersten Geschosse eine großzügige Belichtung über möglichst viele senkrecht stehende Fenster. Gleichzeitig sollte sich der Neubau aber maßstäblich in den vorhandenen Blockrand mit entsprechender Traufhöhe und Dachgestaltung einfügen. Wenn man so will, dann ist die ausgeführte Lösung eine Kombination der Funktionalität einer Fassade mit der äußeren Form eines Daches.“ Hinzu kam, dass der rechts an den Neubau anschließende Gebäudeteil unter Denkmalschutz steht. „Wir wollten darum ganz bewusst einen industriell-vorfabrizierten Eindruck des Daches vermeiden und haben für die Deckung ein hochwertiges Material gesucht, dem man seine handwerkliche Verarbeitung ansehen soll.“ Mit einer Deckung aus RHEINZINKprePATINA schiefergrau und der handwerksgerechten Ausführung durch die Dachklempner der Firma TS Berlin Bauunternehmung konnte dieser Anspruch überzeugend umgesetzt werden. Klassische Titanzink-Deckung mit besonderen Ideen Die beiden Dachgeschosse und alle Gauben der lichtfabrik bestehen wie der gesamte Rohbau aus einer Ortbeton-Konstruktion. Darauf entstand ein belüftetes Dach mit Holz-Unterkonstruktion, 140 mmWärmedämmung, Vollschalung und diffusionsoffener Unterdeckbahn. Die Dachlänge auf den 65° geneigten Flächen beträgt rund 6 m. Um Spannungen zu vermeiden und die Verlegung im teilweise sehr beengten Raum zwischen den Gauben zu vereinfachen, sind die Schare geteilt. Sie wurden in einer Länge von zweimal ca. 3 m verarbeitet und mit einem einfachen Querfalz sowie optisch durchlaufenden Längsfalzen verbunden. Aus 670 mm breiten RHEINZINK-Bändern mit 0,7 mm Dicke profilierten die Dachklempner Schare mit einer Standardbreite von 600 mm und verlegten sie in Doppelstehfalztechnik. Auf den ersten Blick handelt es sich also um einen eher normalen, nicht unbedingt spektakulären Dachaufbau, wie er bei Neubauten häufiger anzutreffen ist. Die besondere Qualität der Planung und Ausführung offenbart sich erst bei genauerem Hinschauen. Dabei liegt eine gewisse Ironie darin, dass es gerade die kaum oder gar nicht sichtbaren Details sind, die zu der gelungenen Umsetzung der architektonischen Idee beitragen. Etwa die raffinierte Dachentwässerung, die sich bei der Betrachtung von der Straße komplett den Blicken entzieht. Auffällig in ihrer Unauffälligkeit sind aus dieser Perspektive auch die Verbindungen und Falze rund um die Gaubenfenster. Hier wurde durchgängig auf stehende Falze verzichtet, sodass glatte Laibungsflächen entstanden, die den Gauben in der Frontalansicht eine sehr klare, wie aus einem Guss gefertigte Optik verleihen. Kaskadenförmige Entwässerung hinter der Bekleidung Die Dachentwässerung ist kaskadenartig über mehrere Dachrinnen hinter den Gesimsen organisiert: Von den Gaubendächern der oberen Reihe fließt das Wasser in eine verdeckt liegende Kastenrinne an der Vorderseite und von dort über Fallrohre DN 50 auf die Dächer der darunterliegenden Gaubenreihe. Die Fallrohre befinden sich jeweils an den Gaubenseiten nicht sichtbar hinter der Titanzinkbekleidung. An ihrem unteren Ende wird das Wasser über einen Rohrbogen frei fließend auf das tiefer liegende Gaubendach geleitet, wo die nächste Kaskade mit Hintergesimsrinne an der Vorderseite und verdeckt liegendem Fallrohr beginnt. Die unteren Fallrohre leiten das Wasser über einen doppelten Rohrbogen direkt in die kastenförmige Hauptrinne des Gebäudes, sodass es auch bei starken Niederschlägen nicht zu spritzendem oder sogar übertretendem Wasser kommen kann. Die Hauptrinne am Traufgesims wird von den Fertigteilen der Betonfassade verdeckt und leitet ihr Wasser in Fallrohre DN 100 hinter der Fassadenbekleidung. Eine so aufgebaute Dachentwässerung erfordert genaue Planungen und eine besonders sorgfältige Ausführung, was sicher einen gewissen Aufwand darstellt. Dafür gewannen die Architekten jedoch eine besonders klare Gebäudearchitektur, die ohne erkennbare Rinnen oder Rohre und ohne im Verlauf der Zeit Titanzink-Dach für die Lichtfabrik in Berlin Auf den Vorderseiten der Gauben wurden Flachschiebenähte statt Stehfalze verwendet, die vom Straßenniveau aus praktisch nicht mehr zu erkennen sind. Die Gauben erhalten dadurch eine flächenhafte Wirkung und einen monolithischen Charakter. Das Bild aus der Bauphase vermittelt einen Eindruck, wie weit die Bekleidung vor dem Rohbau montiert wurde. Im entstehenden Freiraum verläuft das verdeckt liegende Fallrohr. Die flächenhafte Wirkung der Gaubenvorderseiten sollte nicht durch markante stehende Falze beeinträchtigt werden. Die Dachklempner verwendeten deshalb für die Bekleidungselemente des Sturzes Flachschiebenähte mit Abdeckkappen, wie sie sonst etwa bei Mauer- und Gesimsabdeckungen zum Einsatz kommen. An den Gehrungen in den Gaubenecken wurden Schiebenähte mit einfachem Querfalz ausgeführt. Durch ihre flache Falzausführung sind die Anschlüsse vom Straßenniveau aus praktisch nicht mehr zu erkennen, wodurch die Gauben die charakteristische Ansicht in sich geschlossener, monolithischer Bauteile entwickeln. Handwerklicher Charakter Auf den steil geneigten Dachflächen neben den Gauben sowie an den Gaubenseiten weist die Titanzink-Deckung der lichtfabrik in Berlin-Kreuzberg genau den handwerklichen Charakter auf, den die Architekten angestrebt hatten. Die Dachentwässerung und die Fensterlaibungen im Dachgeschoss zeigen aber auch, welches Potenzial eine handwerkliche Stehfalzdeckung in der modernen Architektur entfalten kann. In beiden Fällen ist es gelungen, funktionale Details so zu integrieren, dass sie die architektonische Gesamtwirkung unterstützen. Die Ausführung mit RHEINZINK-prePATINA schiefergrau sorgt nicht nur für eine dauerhafte Deckung, sondern vermeidet mit der speziellen Oberfläche auch irritierende Glanzeffekte und einen offenkundig neuen Eindruck. Mit seiner Dachgestaltung und den sorgfältig aufgenommenen Traufhöhen fügt sich der Neubau dadurch vom ersten Tag an bruchlos in die anschließende Bebauung ein. sichtbar werdende Fließspuren eine sichere Wasserführung gewährleistet. Liegende Falze an den Gauben Eine Konsequenz der kaskadenartigen und komplett verdeckt liegenden Dachentwässerung war die besondere Ausführung der Laibungsbekleidung an den Gauben. Denn hier musste der Platz für die Hintergesimsrinne (oben) und die Fallrohre (seitlich) entstehen. Die Laibung wurde deshalb mit einer Unterkonstruktion nach vorne heraus gebaut, wodurch die Titanzink-Bekleidung bis zu 400 mm vor dem Betonrohbau montiert werden konnte. Der so entstandene Freiraum nimmt die Dachentwässerung auf, führt aber auch zu einer eingerückten Position der Gaubenfenster. Für einen guten Lichteinfall in den Dachgeschossen wurden die Laibungen deshalb schräg zulaufend ausgeführt. Gleichzeitig nimmt diese Gestaltung architektonisch Bezug auf die prismenartig gefaltete Betonfassade in den Geschossen darunter: Die konisch zulaufenden Fassadenelemente finden mit einem anderen Werkstoff ihre Entsprechung in den Fensterumrandungen des Daches. Sauber gearbeitete Anschlüsse und Flächeneinteilungen am Übergang von den oberen Gauben zum anschließenden bekiesten Flachdach. Das internationale Traditionsunternehmen SPAX hat sich in mehr als 50 Jahren als Partner des Holzbaus etabliert. Mit seinem kontinuierlichen Ausbau des Sortiments bietet das Unternehmen aus Ennepetal in NRW immer wieder neue Lösungen – für Zimmermanns- und Dachdeckerarbeiten sowie in vielfältigen weiteren Anwendungsbereichen auf der Baustelle. Zum Sortiment zählen neben einem breiten Angebot an SPAX Holzbauschrauben zum Beispiel auch Spezialschrauben wie magazinierte SPAX Fassadenschrauben, SPAX Terrassenschrauben in unterschiedlichen Ausführungen für die Anwendung auf Holzoder Aluminiumkonstruktion, SPAX Betonschrauben mit sechs verschiedenen Kopfformen, SPAX Spenglerschrauben, SPAX Justierschrauben, SPAX Nageldübel mit integrierter Nagelschraube sowie die schwarzen SPAX Universalschrauben – zum Einsatz auch im Möbelbau. Diese glänzen mit einer edlen Optik durch ihre schwarze Verzinkung und bringen natürlich alle bewährten SPAXeigenen Kernmerkmale mit: den T-STAR plus Kraftangriff, den Senkkopf als MULTIKopf, das SPAX Wellenprofil, sowie die 4CUT-Spitze. Mit den neuen SPAX Holzverbindern hat SPAX jüngst das Sortiment um wichtige Verbindungselemente im Holzbau erweitert. Sie lassen sich optimal mit der bewährten Produktpalette kombinieren und umfassen rund 300 Einzelprodukte – vom Balkenschuh, Winkelverbinder über Zuganker und Sparrenpfettenanker bis hin zu Gerberverbindern und Knaggen. Das Sortiment wird auch weiterhin kontinuierlich mit effizienten Produkten ergänzt. Dabei immer im Fokus: Praxistauglichkeit, Arbeitseffizienz und Qualität. An den Workflow denken Darüber hinaus stammen aus dem Hause SPAX auch Systemlösungen. So bietet zum Beispiel das Schraubsystem SPAX T-STAR plus eine passgenaue Einheit: Der Bit TSTAR plus mit Führungszapfen und der dazu passende SPAX Kraftangriff T-STAR plus mit einer Versenkung um Schraubenkopf gilt bei professionellen Handwerkern schon seit Jahrzehnten als Präzisionswerkzeug und Arbeitserleichterung. Mit der passenden SPAX-BITBOX T-STAR plus ist auch ein schneller Bitwechsel gewährleistet – im mehrfachen Sinne komfortabel und zeitsparend. SPAX-Produkte zählen also nicht nur zu den verlässlichen Qualitätsprodukten Made in Germany, sondern sind zudem höchst praxistauglich und durchdacht. Die richtige Verbindung im Holzbau

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2Nzg=