FDF DachNews - Ausgabe 1/2023

Der Bedachungsfachhandel Dach Walter GmbH aus Großschwabhausen (Thüringen) feierte am 26. März sein 30-jähriges Bestehen. Auf dem Firmengelände fand ein Fest mit 280 Kunden, Mitarbeitern und Wegbegleitern der letzten drei Jahrzehnte statt. Im Vordergrund stand die gute Laune und ein ungewöhnlicher Rekord mit ‘GuterLaune Ente’. “Als gute Laune Bringer ist die Schnapsente alias ‘Chicki-Micki-Huhn’ schon seit dem Jahr 2022 in unseren Auslieferungsfahrzeugen immer dabei und bei Kunden beliebt”, erklärt Dach Walter Geschäftsführer Thomas Walter gegenüber DachNews. Auf Knopfdruck fängt das Trinkspielzeug an, unter lautem Gegacker ein mit Schnaps gefülltes Ei zu legen, das dann wie ein echtes Ei geköpft und getrunken wird. “Bei unseren Kunden kam dieser Spass so gut an, dass sich der anfängliche Blödsinn immer mehr mit unserem Unternehmen verknüpfte. Das Firmenjubiläum haben wir deshalb ganz der verrückten Ente untergeordnet”, führt Thomas Walter aus. Im Zentrum stand dabei der Rekord, mit 111 Schnaps-Enten und 111 Partygästen ein Foto zu machen (siehe Bild oben). Belegt wurde dies unter anderem vom Bürgermeister von Großschwabhausen Steffen Voigt und dem Rekord-Institut für Deutschland. Das RID ist das deutschsprachige Pendant zum international ausgerichteten Rekordbuch aus London. Das RID sammelt und prüft Höchstleistungen aus dem deutschen Sprachraum und erkennt Weltrekorde an. Das Rekordfoto mit 111 Schnaps-Enten mit Trinkbesitzer liegt jetzt auf jeden Fall bei der Dach Walter GmbH. Die Enten hat Thomas Walter aus allen erdenklichen Quellen organisiert. Fünf kamen z. B. aus der Schweiz, viele wurden in mühevoller Kleinarbeit aus dem Internet organisiert. Aber nicht nur das war “Ente” beim Jubiläum. Dazu gabs Ente zum Essen, es wurde mit Pfeil und Bogen auf Enten geschossen. Hinzu kamen Hüpfburg und Hubgondel. Eine vier Meter große aufblasbare Ente machte den Jux komplett. Das kam auch dem örtlichen Nachwuchs zugute: Mit dem Verkauf der Schnapseier wurden 600 Euro als Spende für die Kita Zwergenland gesammelt. BRANCHE AKTUELL Herr Bollwerk, Sie sind aktuell als Präsident des ZVDH im Amt bestätigt worden. Glückwunsch. Was sehen Sie für die nächsten drei Jahre als Ihr Hauptziel im Sinne des Dachdecker-Handwerks? Bollwerk: Nach meiner ersten Amtszeit von 2017 bis 2020 hatte ich mich gerade richtig eingespielt, kann man sagen. Leider ging es dann zu Beginn der zweiten Amtszeit unmittelbar mit Corona los. Die Pandemie hat dann in großen Zügen diese zweite Amtszeit geprägt. Quarantäne, Coronowarnsystem, Mindestabstände, Masken usw. haben uns als Verband extrem gefordert. Von daher würde ich zu Ihrer Frage sagen, für die nächsten drei Jahre habe ich das vor, was ich eigentlich in den letzten drei Jahren schaffen wollte. Das wäre? Bollwerk: Ich denke, zunächst einmal müssen wir in unserem Handwerk mehr Selbstbewusstsein aufbauen. Wenn ich sehe, wieviel Arbeit für unseren Bereich anliegt, glaube ich nicht, dass wir stark einbrechen werden. Der aktuelle politische Wille im Bereich der CO2 Einsparung im Gebäudesektor spielt uns Dachdeckern doch enorm in die Karten. Ich nenne hier nur die energetische Sanierung und Erhöhung der Sanierungsquote insgesamt, Dachbegrünung und natürlich Photovoltaik. Was zählt noch für die nächsten drei Jahre? Bollwerk: Ein Punkt, den ich nach vorne bringen will, ist die Gleichwertigkeit von akademischer und beruflicher Bildung. Wir haben zum Beispiel in NRW die Möglichkeit, gleichzeitig mit der Ausbildung das Fachabitur zu machen. Das ist natürlich mehr Arbeit für die jungen Leute, aber sie haben dann nach drei Jahren Gesellenprüfung und ihr Fachabitur oder nach vier Jahren Gesellenprüfung und ihr Vollabitur. Damit erreichen wir natürlich eine sehr ambitionierte Zielgruppe junger Menschen für unseren Beruf. Reicht das, um das Dachdeckerhandwerk in notwendigem Mitarbeiterumfang auszubauen? Bollwerk: Sicher nicht. Deshalb müssen wir im nächsten Schritt Bürokratieabbau erreichen. Das hört sich an, wie eine Standardfloskel jedes Wirtschaftsverbandes. Wenn ich mich aber mit jungen Dachdeckern, also unserem Nachwuchs, über mögliche Selbstständigkeit unterhalte, kommt ganz oft die Antwort: Ja, grundsätzlich ist Interesse da, aber sie hätten einfach keine Lust auf all die Anträge, Formulare und ein wenig überspitzt gesagt den ganzen Papierkram. An dieser Stelle müssen wir etwas tun. Auf der einen Seite, Ängste abbauen und auf der anderen Seite, den Einstieg in die Selbstständigkeit vereinfachen. Ich persönlich bin Dachdecker geworden, weil ich Dächer machen wollte, heute als Unternehmer mache ich im Betrieb so ziemlich alles außer Dächern. Das bezieht sich auf die kommende Gründergeneration. Was ist mit den Fachkräften? Bollwerk: Auch die beschäftigt uns natürlich sehr. Hier will ich vor allem die bessere Integration älterer Mitarbeiter erreichen. Wenn die Sanierungsquote von ein auf zwei Prozent steigen soll - wir gleichzeitig Dächer noch grün machen sollen und mit Photovoltaik bestücken - dafür aber nur die gleiche Anzahl der Mitarbeiter haben, kann das rechnerisch nicht funktionieren. Wir müssen also im Dachdeckerhandwerk zum einen mehr Nachwuchs bekommen. Gleichzeitig müssen wir aber für weniger Abwanderung sorgen und auch ältere Arbeitnehmer länger im Beruf halten. Wie soll das gehen? Bollwerk: Wir haben mehrere Stellen, an denen wir Abwanderungsprozessen entgegen wirken müssen. Der erste liegt direkt nach der Ausbildung, dass fertige Gesellen gar nicht ins Berufsleben als Dachdecker übergehen, sondern etwas ganz Anderes anfangen. Der zweite kritische Punkt liegt bei den 25 bis 30-jährigen, die acht bis zehn Jahre im Dachdeckerhandwerk gearbeitet haben. Hier kommt der Wunsch nach geregelteren Verhältnissen und mehr Sicherheit bei Kind und eigenem Haus. Die Frage ist, können wir hier unser Angebot diesen sehen wir schon jetzt eine akute Wohnungsnot. Erklären Sie uns die Lage bitte aus Ihrer Sicht. Bollwerk: Sie dürfen nicht vergessen, genehmigte Wohnungen sind noch keine gebauten. Sie stellen lediglich das Maximum dessen dar, was gebaut werden könnte. Ich selber zum Beispiel plane aktuell ein Mehrfamilienhaus, trete bei der Ausführung aber erst mal auf die Bremse, weil ich nicht weiß, ob ich es zu den geplanten Kosten realisieren kann. Das sind dann Objekte, die genehmigt sind, aber dennoch jetzt nicht gebaut werden. Die Lücke der tatIm Rahmen des 5. Deutschen Dachdeckertags in Bonn Ende März wurde Dirk Bollwerk als Präsident der Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks zum zweiten Mal im Amt bestätigt. Im DachNews Exklusiv-Interview erklärt er, was er in den kommenden drei Jahren seiner Amtszeit angehen will und welche Veränderungen für die Dachdecker-Betriebe anstehen. “Nachhaltigkeit als Trendthema nutzen.” 3 2 Der Großhandel Dach Walter wurde 1993 von Erich Walter gegründet. “Damals haben wir als ersten Lagerplatz einen alten Schweinestall umgebaut und konnten dann im März 1993 mit dem tatsächlichen Geschäft beginnen”, erinnert sich Thomas Walter, der genauso wie Mitarbeiter Jens Eilenstein seit der ersten Stunde dabei ist. Heute werden Baustellen im Umkreis von 100 Kilometern um die beiden Standorte in Großschwabhausen und Petersberg beliefert. 27 Mitarbeiter arbeiten für Dach Walter getreu dem Unternehmensmotto ‘Leistung zählt’. “Dieses Motto prägt nicht nur unser Unternehmen, es steht für unsere gesamte Leistungskette. Wir sind Anpacker und Macher, wer nur reden will, passt nicht zu uns. Dieses Leistungsversprechen gilt somit nicht nur für unsere Mitarbeiter, sondern auch für unsere Lieferanten und letztlich auch für unsere Kunden. Das macht uns gemeinsam erfolgreich”, so Thomas Walter. Hinzu komme die Mitgliedschaft in der FDF seit dem Jahr 2007. “Die FDF passt sich ebenfalls in unser Leistungsversprechen ein. Auch hier stehen einfache und klare Strukturen und die Konzentration auf das Wesentliche für uns als Großhändler mit unterstützenden Dienstleistungen bereit. Wir fühlen uns hier gut aufgehoben und freuen uns auf die nächsten 30 Jahre”, erklärt Thomas Walter abschließend. GROSSHANDEL Jubiläum mit Ente Dach Walter GmbH wird 30 Dirk Bollwerk (52) ist Dachdecker-, Klempnerund Zimmerermeister. Er führt seit 1993 den Dachdeckerbetrieb Joh. Bollwerk Bedachungen GmbH im niederrheinischen Rees-Haldern mit 16 Mitarbeitern. Er ist verheiratet und hat 2 Töchter. Seit 2017 ist Dirk Bollwerk Präsident des Zentralverbands des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Der Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks e. V. (ZVDH), gegründet 1925, ist ein Arbeitgeberverband. Er vertritt die gemeinsamen fachlichen, wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Interessen des Dachdeckerhandwerks mit über 15.200 Dachdeckerbetrieben (davon rund 7.000 Innungsbetriebe), 103.000 Mitarbeitern und einem Jahres-Umsatz von rund 13 Milliarden Euro. sächlichen Fertigstellungen wird also noch größer als die der Baugenehmigungen. Neben Baukosten und Zinsen kommt hier natürlich auch die geänderte Bauförderung zum tragen. Die in Betracht kommende Förderung über Nachhaltigkeitszertifikate verstehen ja noch nicht mal mehr Energieberater. Hier ist eine riesen Unsicherheit im Markt. Zudem sind die Fördermittel auf die Hälfte zusammen gestrichen und damit sollen wir nun die Anzahl der Wohnungen verdoppeln. Wie soll das gehen? Wie sehr ist das Dachdeckerhandwerk von diesem Knick im Neubau betroffen? Im Neubau werden wir sicherlich für die nächsten zwei bis drei Jahre diesen Knick haben. Bei uns am Niederrhein liegen Sie für das durchschnittliche Haus für eine junge Familie bei um die 500.000 Euro. Vor einem Jahr wären das 420 Euro Zinsen pro Monat gewesen. Das hat sich nun vervierfacht, Tendenz steigend, macht also 1.800 Euro ohne Tilgung. Die kommt hinzu. Gesucht ist also die Familie die 1.800 Euro plus Tilgung im Monat zur Verfügung hat. Hier sind nicht mehr viele dabei. Die Dachdecker sind zu 60 bis 70 Prozent in der Sanierung und energetischer Sanierung tätig. Dies ist zum Glück ein wenig krisenfester. ZVDH-Präsident Dirk Bollwerk im Branchen-Interview Fachkräften gegenüber verbessern? Genauso dann bei älteren Mitarbeitern, die Frage der körperlichen Belastbarkeit. Kann man das irgendwie anders regeln? Das werden Schwerpunktthemen in den nächsten drei Jahren. Auf dem Dachdeckertag in Bonn haben Sie mit vielen Dachdeckermeistern gesprochen. Wie ist denn aktuell die Stimmung im Handwerk? Mittlerweile wieder recht positiv. Ich hatte den Eindruck, wir hatten Anfang des Jahres einen kleinen Hänger bei der Stimmung. Es kristallisierte sich heraus, das die Neubaukonjunktur doch einen deutlichen und längeren Knick machen würde. Energiekosten, Materialkosten Zinsen führen in diesem Segment zu weniger Auftragsvolumen. Inzwischen gehen wir aber davon aus, dass wir dies durch den Bereich energetische Sanierungen und auch durch den Bereich Photovoltaik kompensieren können. Unterm Strich gerechnet, schauen die Betriebe also ganz positiv in die Zukunft. Der Bau-Markt in Deutschland scheint ein wenig paradox. Die Genehmigungen im Neubau sind im Januar um rund 25 Prozent gesunken. Auf der anderen Seite Sind die Preise für Bauleistung insgesamt aber auch für den Dachbau im Speziellen in den letzten Jahren auf ein zu hohes Niveau geklettert? Wenn eine Dachsanierung 60.000 Euro und mehr kostet, ist das nicht einfach zu vermitteln, oder? Bollwerk: Also wenn Sie energetische Sanierung mit Aufsparrendämmung wollen und das mit Solar kombinieren wollen, liegen Sie sogar noch über diesem Preis. Das ist nicht wenig Geld, aber Sie sichern sich dabei gegen gestiegene und zukünftig steigende Energie- und Strompreise ab und der Wert Ihrer Immobilie steigt entsprechend. Ein gut saniertes Haus mit am besten noch eigener PV-Anlage macht ein Stück weit unabhängig für die Zukunft. Ihre Tipps für die Betriebe in 2023 und die Zukunft? Bollwerk: Wir müssen uns den neuen Gegebenheiten anpassen. Wir müssen auf die Trends am Markt setzen: Energieeinsparung, Solar, Gründach. Als ich im Dachdeckerhandwerk gestartet bin, da hatte ein Dach Wasser abzuhalten und vielleicht noch gut auszusehen. Heute muss die Dachfläche weiteren Nutzen bringen, sei es Energieeinsparung, aber auch Energieproduktion oder Lebensraum bieten für Tiere und Insekten. Nachhaltigkeit ist im Dachbau das Trendthema der Zukunft. Damit liegen wir voll im gesellschaftlichen und politischen Trend. Damit müssen sich die Betriebe beschäftigen. Das müssen wir für unser Geschäft nutzen und komplette Lösungen im Dachbau zu diesem Thema bringen. Geschäftsführer Thomas Walter mit aufblasbarer Gute-Laune-Ente in Übergröße. Bild links: Geschäftsführerin Dorota Lischka. Bild rechts: Geschäftsführer Thomas Walter mit Mitarbeitern.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ2Nzg=