FDF DachNews - Ausgabe 1/2025

3 BRANCHEN-TALK NEWS DACH 1/25 2 Immer wieder kommt es bei Arbeiten auf Flachdächern zu tragischen Unfällen mit Todesfolge. Bei rund 25 % der von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) von 2009 bis 2022 erfassten Fälle stürzten die Verunfallten dabei von Dächern oder brachen durch Lichtkuppeln – meist aufgrund fehlender Sicherungsmaßnahmen. Vor diesem Hintergrund bietet Kingspan Light + Air ein umfangreiches Portfolio zuverlässiger Sicherungslösungen für Tageslichtsysteme auf Flachdächern – für ein nachhaltig sicheres Arbeiten. In der Arbeitsstättenrichtlinie sind drei Schutzklassen zur Steigerung der Arbeitssicherheit definiert: Ab- und Durchsturzsicherungen, Auffangeinrichtungen sowie persönliche Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA). Für jede dieser Schutzklassen hat Kingspan Light + Air im Sinne des optimalen Arbeitsschutzes geprüfte und zertifizierte Sicherheitssysteme im Programm. Effektive Ab- und Durchsturzsicherungen Die Anbringung von Ab- und Durchsturzsicherungen gilt als sicherste Maßnahme zum Schutz von Personen vor Unfällen bei Lichtkuppeln und Lichtbändern – sie sind vor allen anderen Schutzsystemen einzusetzen und erfüllen die Primäranforderungen der ASR A2.1. Sowohl für offene als auch geschlossene Lichtkuppeln und Lichtbänder bestens geeignet ist zum Beispiel das System EAD LK bzw. EAD LB. Dieses bietet – werkseitig montiert oder nachgerüstet – eine verlässliche Ab- oder Durchsturzsicherung direkt an der Absturzkante und verfügt darüber hinaus über ein innovatives Falldämpfungssystem (IFS). Alternativ bietet die RSM als Auffangmatte dauerhafte Ab- und Durchsturzsicherheit und minimiert durch ihre Rundstäbe das Verletzungsrisiko. Als weitere Durchsturzsicherung verhindert das HDS- Schutzsystem für Lichtkuppeln und -bänder den Absturz von Personen auf dem Dach und erfüllt somit die primäre Anforderung der ASR A2.1 sowie die Zertifizierung nach GS-BAU-18. Es besteht aus einem außen liegenden, verzinkten Stahlblech, das mit Abstand auf dem Lichtbandprofil oder der Ab- und Durchsturz: Sicherung für Oberlichter Lichtkuppel montiert wird. Außerdem bietet es als Hagel- und Sonnenschutz einen Mehrfachnutzen. Speziell für geschlossene Lichtbänder hat Kingspan Light + Air die Integrierten Durchsturzsicherungen ID 600 und ID 1200 auch zur Nachrüstung entwickelt – sie bieten Rundumschutz für alle Reparatur- und Wartungsarbeiten. Auffangeinrichtungen erfüllen die Sekundäranforderung der ASR A2.1 und sind immer dann einzuplanen, wenn aus betriebstechnischen Gründen eine Ab- und Durchsturzsicherung nicht einsetzbar ist. Dazu erklärt Andreas Klein vom Ingenieur- und Sachverständigenbüro Klein in Bottrop: „Auffangeinrichtungen in Gitterform schützen Lichtkuppeln und Lichtbänder dauerhaft und verlässlich. Sie werden in der Regel unterhalb der Verglasung eingebaut. Bewährt hat sich der Einsatz von Durchsturzgittern, die an Aufsetzkränzen oder Zargen befestigt werden. Ihr Vorteil ist, dass die Sicherheit auch beim Einsatz von RWAGeräten oder Lüftungsklappen bestehen bleibt – selbst in geöffnetem Zustand.“ Beste Beispiele: Die Auffangsicherungen LK-L sowie LK-K für Lichtkuppeln sowie die Systeme EBS RC1 und EBS RC3, welche eine zusätzliche Einbruchsicherung in den Widerstandsklassen RC1 (WK1) und RC3 (WK3) bieten. Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz Persönliche Schutzausrüstungen gegen Absturz (PSAgA) kommen zum Einsatz, wenn eine Primär- und Sekundärsicherung nach ASR A2.1 nicht möglich ist. Zudem muss sich deren Einsatz immer aus der zuvor erstellten Gefährdungsbeurteilung ergeben. Mit dem mobilen Absturzsicherungssystem KingSafe for 2 hat Kingspan Light + Air eine flexible Lösung für die wirksame Sicherung von zwei Personen gleichzeitig auf dem Dach entwickelt. Das System ist rollbar und lässt sich schnell und unkompliziert aufbauen – eine ideale Lösung für offene und geschlossene Lichtkuppeln und Lichtbänder. Das Durchsturzsicherungssystem HDS LK für Lichtkuppeln und -bänder verhindert den Absturz von Personen auf dem Dach und bietet zudem auch einen verlässlichen Hagelund Sonnenschutz. Das mobile Absturzsicherungssystem KingSafe for 2 eignet sich als flexible Lösung für die Sicherung von zwei Personen gleichzeitig auf dem Dach. Das System EAD LB bietet eine zuverlässige Ab- und Durchsturzsicherung für Lichtkuppeln und Lichtbänder und erfüllt die Primäranforderungen der Arbeitsstättenrichtlinie ASR A2.1. Herr Voges, in Berlin steht eine neue Regierung am Start. Was brauchen wir aus Branchensicht am dringendsten als politische Veränderung? Voges: Wir brauchen als allererstes Stabilität. Das Dachdeckerhandwerk lebt nicht unerheblich von Förderung oder wenn Sie wollen von Subventionen. Energetische Dachsanierung und Photovoltaik, teilweise auch Gründächer sind alle förderfähig. Hier brauchen wir Stabilität und Kontinuität. Insgesamt ist es aber wichtig, dass die Politik sich mehr mit den Themen der Basis beschäftigt. Und hier sehe ich bislang viele Lippenbekenntnisse und Weltfremdheit. Viele Politiker sind in ihrem Lebenslauf und ihrem Denken in einem rein politischen System groß geworden. Der Blickwinkel eines Unternehmers fehlt. Heißt konkret? Voges: Es müsste zum Beispiel - und das höre ich immer häufiger - eine richtige Entlastung im Bereich der Lohnnebenkosten geben. Ansonsten ist diese Kostenbürde für die Unternehmen nicht mehr tragbar. Hinzu kommt der gesamte Aufwand durch Bürokratie. Von Gewerbeaufsicht bis Berufsgenossenschaft, um nur zwei Bereiche zu nennen. Hier haben wir ganz viel Verdruss in der Branche. Es geht für den Dachdecker-Chef heute in großen Teilen nicht mehr um den Beruf, den wir mal gelernt haben, sondern um das Erfüllen bürokratischer Anforderungen. Nennen Sie doch einmal ein konkretes Problem der Basis. Voges: Wir hatten in unserem Betrieb zum Beispiel einen Fall, dass jemand gekündigt hat, um einfach von Bürgergeld zu leben. Wenn Sie keine klassischen Ansprüche oder Ziele wie Familie, Auto und Haus haben, ist das durchaus eine interessante Option. Zumal viele, die diesen Weg gehen, natürlich nebenbei Schwarzarbeit machen. Das ist insgesamt schon ein großes Problem für die Branche und natürlich auch für die Gesellschaft als Ganzes. Heißt wir verlieren Fachkräfte, von denen wir ja ohnehin viel zu wenig haben. Voges: Bis 2030 werden wir etwa 30 Prozent der gewerblichen Arbeitnehmer im Dachdeckerhandwerk verlieren. Sie gehören zur Generation der Babyboomer und gehen in Rente. Selbst wenn wir diese Mitarbeiter 1:1 gegen jungen Nachwuchs austauschen würden, geht hier unglaublich viel Erfahrung und damit verbundene Effektivität für die Branche verloren. Und es ist sehr fraglich, ob und wie wir das ausgleichen. Wir haben schon heute rein quantitativ zu wenig Nachwuchs, um die Ausscheidenden zu ersetzen. Die Fachkräftelücke wird also immer größer in den nächsten Jahren. Nun kommt die Diskussion um eine neue Wehrpflicht hinzu. Das würde nochmals große Teile der jungen Leute und potentiellen Nachwuchs binden und aus dem ohnehin viel zu geringen Angebot im Arbeitsmarkt herausziehen. Hier muss die Politik ran. Aktuell berichtet der ZVDH von steigenden Zahlen bei der Ausbildung am Dach. Das sind rund 5 Prozent mehr im ersten Lehrjahr. Voges: Zunächst einmal muss man sagen, die Landesverbände und auch Branchen-Initiativen wie die Aktion Dach haben einen guten Job gemacht. Wir haben hier teils zweistellige Zuwächse bei den Ausbildungszahlen. Aber trotz dieser aktuellen Zuwächse wird es ganz schwierig werden, die große Masse an ausscheidenen Jahrgängen auszugleichen. Wir brauchen aktuell mehr neue Leute, die die Ärmel hochkrempeln und keine Social Media Manager. Die nächste Krise, die wir bekommen, wird eine echte Fachkräftekrise sein. Jeder Dritte geht also wieder. Liegt das nur an falschen Erwartungen? Voges: Zum Teil. Die jungen Leute kommen vielfach aus Elternhäusern, wo sie überbehütet wurden. Gleichzeitig sind sie in einer Gaming-Welt aufgewachsen, in der man einfach ein neues Leben bekommt, wenn es mal nicht klappt. Sie wurden also eigentlich nie mit den Konsequenzen ihrer Handlungen konfrontiert. Diese jungen Menschen kommen nun auf die Baustelle, wo wirklich alles Konsequenzen hat. Sie vergessen ihre Jacke - sie frieren, sie passen nicht auf - sie verletzen sich. Da wird der neue Job für diese Leute schnell unattraktiv und sie schmeißen das Handtuch. Und die Generation Z ist nach zwei oder drei solchen Erlebnissen wirklich so, dass sie einfach nicht mehr kommen. Die melden sich noch nicht einmal mehr ab. Also liegt es an der Einstellung beim Nachwuchs? Voges: Die Nachkriegsgeneration, die Babyboomer und auch die Generation X, also alles was bis 1980 geboren ist, hat gelernt, für die Erfüllung materieller Wünsche zu arbeiten. In den folgenden Generationen kommen dann aber völlig andere Ziele und Schwerpunkte. Sie sind viel mehr in der aktiven Selbstverwirklichung unterwegs als im Wunsch Geld zu verdienen. Freiheit und Freizeit hat für sie einen höheren Stellenwert als materieller Reichtum. Ohne das nun zu werten, verändert sich damit die Einstellung und der Antrieb zur Arbeit. Und das ist ein Problem, von dem viele Dachdecker-Chefs berichten. Derzeit manipulieren wir diese Leute durch hohe Löhne. Ob Anreize wie Jobrad und Firmenauto in Krisen-Zeiten bestehen können, ist fraglich. Irgendwann passen Lohn und Leistung nicht mehr zusammen. Und wie lösen wir das? Voges: Da gibt es leider keine einfache Antwort. Wir müssen dahin kommen, das körperliche Arbeit wieder attraktiv wird und die Leute gerne einen gesellschaftlichen Beitrag leisten. Die neue Generation wird eines Tages verstehen, wie wichtig es ist solche Arbeiten zu machen. Welchen gesellschaftlichen Beitrag? Voges: Wir sind das wichtigste Gewerk mit Blick auf die sogenannten Klima-Berufe. Nachhaltigkeit und Energiesparen wird ein Trendthema bleiben. Hier ist unser Gewerk ein großer gesellschaftlicher Problemlöser von Energiesparen bis Energieerzeugung. Zudem schaffen wir als Dachdecker mit Gründächern Lebensräume im urbanen Raum. Gleichzeitig kümmern wir uns mit dem Thema Regenwassermanagement um Retentionsdächer. Das spannendste Thema ist aber der Bereich Nachverdichtung, also mehr Wohnraum in bestehende Bebauung schaffen. Das Dachdeckerhandwerk löst also wirklich alle brennenden Probleme der Gesellschaft. Wer hier am Ende des Tages mit Stolz auf seine eigene Arbeit nach Hause gehen will, findet bei uns einen tollen Beruf. Was erwartet das Dachdeckerhandwerk von der neuen Bundesregierung? Woher kommen neue Fachkräfte am Dach? Und tickt die Generation Z am Dach anders als die alten Hasen? Im Exklusiv-Interview spricht der Dachbauunternehmer und Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks Jan Voges Klartext über die aktuellen Probleme der Branche. Fachkräfte-Lücke am Dach. Was nun? Zuletzt hat die Branche versucht, Nachwuchs bei TikTok, Instagram und Co. zu finden. Hat das geklappt? Voges: Wenn Sie mich fragen nur bedingt. Vereinzelt haben die Betriebe mit Social Media Erfolg. Das hat aber auch andere Gründe, weil das Team im Unternehmen und die Struktur stimmt. Wenn Sie durch Instagram scrollen, haben Sie das Gefühl das Dachdeckerhandwerk ist ein riesen Spass-Rummel. Alles ist toll und in jedem Video scheint die Sonne. Das ist eine oberflächliche Darstellung der Branche. Berufseinsteiger bekommen so ein falsches Bild vom Beruf und falsche Erwartungen. In Wirklichkeit müssen Dächer auch bei 6 Grad und Regen im November gemacht werden. Dieses falsche Bild führt zu einer immens hohen Abbruchquote während und auch unmittelbar nach der Ausbildung. In der gesamten Ausbildungszeit liegt die Abbruchquote bei 30 Prozent. Zur Person: Jan Voges (44) führt seit 20 Jahren selbstständig seinen Dachdeckerbetrieb in Lamspringe im südlichen Niedersachsen. Mit 15 Jahren hat er seine Ausbildung am Dach begonnen und schloss später die Meisterschule ab. Schon mit 25 Jahren hat er sich selbstständig gemacht. Sein Betrieb hat heute 11 Mitarbeiter und hat seine Schwerpunkte im Bereich Denkmalpflege, Wohnraumerweiterung und Wohnen unterm Dach sowie Wartung und Reparatur. Seit März 2024 ist Jan Voges Vizepräsident des Zentralverbandes des Deutschen Dachdeckerhandwerks. Privat fährt er gern Motocross-Motorrad.

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